Was ist die Funktionaloptometrie?

 

Sehen ist mehr als eine gute Sehleistung. Eine gute visuelle Wahrnehmung beeinflusst zum einen eine gute Sehschärfe unabhängig ob dies mit oder ohne Brille erreicht wird, eine gute visuelle Wahrnehmung bedeutet vor allem, das gesehene Bild richtig verstehen zu können. Und diese Leistung übernimmt nicht das Auge an sich, es ist dafür nötig das Bild zu empfangen. Damit wir mit dem Bild aber auch etwas anfangen können Bedarf des der Auswertungsarbeit unseres Gehirns. In dessen visuellen Bereichen findet die Verarbeitung des gesehenen Bildes statt. Hier arbeiten 4 Bereiche eng miteinander verknüpft, damit wir mit diesem gesehenen Bild überhaupt etwas anfangen können.

Diese Bereiche heißen:

 

1. Augenbewegungen

2. Vergenzen Augachsenstellung

3. Akkomodation – Flexibilität - Scharfstellen der Augenlinse

4. Visualisation – Raumvorstellung

 

Zu 1.

Nur wenn es uns möglich ist gute Augenbewegungen durchzuführen, ist unser Augenpaar in der Lage über die einzelnen Reihen eines Textes zu gleiten und somit können wir uns erst den Inhalt des Textes zugängig machen. Im Umkehrschluss bedeutet dies, wenn jemand nicht gerne liest, dann könnte die Ursache darin liegen, dass ungleichmäßige Augenbewegungen dazu führen, dass die Inhalte des Textes nur bruchstückhaft entnommen werden können Somit geht zugleich des Sinn des Lesens verloren und eine entsprechende Verweigerung wird damit absolut verständlich.

 

Zu 2.

Im zweiten Bereich ist das Ziel, dass unsere Augen als Team zusammen arbeiten, um letztendlich dreidimensional sehen zu können. Völlig unbemerkt wird bei Überlastung oder Müdigkeit die Wahrnehmung eines Auges abgeschaltet. Alleinig mit dem Ziel energiesparender, sprich nur mit einen Auge verarbeitend die Aufgabe weiter bearbeiten zu können. Für uns selbst , als auch als Betroffener geschieht dieser Vorgang völlig unbemerkt, da weiterhin beide Augen geöffnet sind. Das Abschalten findet somit für uns nicht sichtbar im Gehirn statt.

 

Zu 3.

Der dritte Bereich beinhaltet die Flexibilität der Augenlinse. Dies bedeutet wie gut die Ansteuerung dieser funktioniert, um beim Blickwechsel von Weit nach Nah oder umgekehrt das Bild unverzöglich deutlich zu sehen.

 

Zu 4.

Und der letzte Bereich bezieht sich auf die Fähigkeit Visualisieren zu können. Visualisation bedeutet die Fähigkeit sich innerlich ein Bild vorstellen zu können. Im Alltag zeigt sich eine Einschränkung dieses Bereiches ganz unterschiedlich. Es kann sich schon sehr früh bemerkbar machen, indem kleine Kinder nicht gerne rutschen oder klettern oder nicht abwechselnd mit den Beinen eine Treppe rauf- oder runter gehen. Anders könnte sich zeigen, dass auch nach Vollendung des ersten Schuljahres Buchstabendreher (b-d) oder Zahlendreher (47-74) sich immer wieder einschleichen. Erste Zahlräume können somit nur sehr mühselig erarbeitet und sich angeeignet werden. Spätestens wenn man als Eltern oder Lernbegleitung das Gefühl hat, dass der Einsatz gemessen an aufgewendeter Zeit und Mühe mit dem Erfolg nicht im vernünftigen Verhältnis zueinander stehen, kann ein funktionaloptometrisches Visualtraining diese Bereiche der visuellen Wahrnehmung optimieren.

 

Dafür ist es notwendig regelmäßig Übungen zu Hause durchzuführen. 4 Übungen zu jedem Bereich eine, werden individuell abgestimmt und gemeinsam bei mir in der Seh-Praxis besprochen. Leihmaterialien werden zur Verfügung gestellt und bei Besprechung der Übung wird ca. alle 4 W0ochen in der Praxis ein Zeitraum von circa 45 Minuten Therapie in Anspruch nehmen. Zu Hause werden dann diese Übungen an 6 Tagen in der Woche nur noch 4 Minuten pro Übung wiederholt. Je nach Ausprägung der visuellen Wahrnehmungsschwäche bedarf es einen Trainingszeitraum von insgesamt 1 bis 3 Jahren. Nach einer Ersttestung von circa 90 Minuten lässt sich dieser Zeitraum genauer abschätzen.

Immer wenn ein visueller Dyskomfort subjektiv empfunden wird, kann solch ein visuelles Wahrnehmungstraining hilfreich sein. 

Hier möchte ich einige Bereiche benennen:

  • Amblyopie ( Schwachsichtigkeit eines Auges)
  • Myopie ( Kurzsichtigkeit)
  • Presbyopie ( Alterssichtigkeit
  • Bei Schulschwierigkeiten
  • Bei Entstehung von Doppelbildern (nach evt. Schlaganfällen )